Das Team

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Eine knappe Woche verbrachte ein Team von 14 albanischen und deutschen Journalistinnen und Journalisten in Pogradec, einem Städtchen zwei Autostunden südöstlich der albanischen Hauptstadt Tirana gelegen. Ihre Aufgabe: junge Menschen zu porträtieren, die sich dem Exodus der albanischen Jugend entgegenstellen. Hier stellen sich die sieben Teams vor.

Auf ihrer Suche nach einem jungen Fischer, der vom Leben von und mit dem Ohridsee erzählt, waren Ariane Dreisbach (links) und Loneta Progni beide gleichermaßen von der Gastfreundschaft der Menschen aus Pogradec überrascht. Bei dem einen gab es warmes Olivenbrot, beim anderen frisch gefischte Sardinen aus dem See. Nachdem sie den passenden Protagonisten gefunden hatten, überraschten sie sich dann gegenseitig. „Ich dachte immer, die Deutschen seien distanziert“, sagt Loneta. „Stimmt ja gar nicht.“

Sindi Braho und August Modersohn haben einen jungen Winzer in einem Dorf nahe Pogradec besucht. Beim Dreh in den Weinstöcken haben sie nicht nur gehört, welche Tradition der Wein in Albanien hat, sondern auch albanische Bräuche kennengelernt. „Ich weiß jetzt, dass albanische Großmütter alles wissen“, erzählt August. Zum Beispiel, welche Bedeutung an Weinreben geknüpfte Silberlöffel haben. Kurzer Anruf von Sindi bei ihrer Oma: Sie hängen da, um vor Unglück zu schützen.

Fatjana Kazani (links) und Eva Gemmer haben eine Frau besucht, die in einer Live-Sendung im albanischen Fernsehen ihre Homosexualität öffentlich gemacht hat und sich seitdem für die Rechte aller Homosexueller in Albanien einsetzt. Und beide haben sich darüber hinaus Dinge beigebracht, die sie so schnell nicht mehr vergessen werden. Fatjana weiß jetzt, wie man zwei Stunden in einem wackelnden Minibus übersteht, ohne aus dem Fenster springen zu wollen: Augen zu, nicht daran denken, fertig. Und Eva hat gelernt, wie Fatjana zu 5327 Instagram-Followern gekommen ist. Vor Eva liegt da noch etwas Arbeit. Sie hat 238.

Das zweite Aufeinandertreffen mit Alesia Mansaku war für Johannes Drosdowski etwas verstörend. Am Abend vorher hatten die beiden sich kennengelernt und jetzt begrüßte Alesia ihren Partner mit einem energischen Kopfschütteln. „Da fühlt man sich natürlich sofort abgelehnt“, erzählt Johannes. Er brauchte etwas, bis er begriff: Das albanische Kopfschütteln ist das deutsche Nicken. Und was hat Alesia von Johannes erfahren? „Die Deutschen lieben ihr Brot. Die haben über 300 verschiedene Sorten!“ So haben sich die beiden nicht nur die Geschichte eines Umweltaktivisten angehört, der sich für ein anderes Bewusstsein im Umgang mit Müll einsetzt. Sie wissen jetzt auch, dass man sich auch dann verständigen kann, wenn man die Sitten des anderen Völkchens nicht versteht.

Jenida Vladi (rechts) hat sich von Katharina Fiedler nicht nur den Blick fürs Detail abgeguckt und weiß seitdem, dass die schönsten Motive an den unerwartetsten Ecken lauern. Zwischen ihren Drehs mit einem jungen Albaner, der ehrenamtlich die arme Bevölkerung von Pogradec unterstützt, unterhielten sich die beiden auch über die Arbeit von Journalisten in Deutschland. „In Deutschland kann man als freie Journalistin arbeiten und selbst entscheiden, welche Geschichten man recherchieren will“, sagt Jenida. Und was bleibt bei Katharina von Albanien zurück? „Es ist ein spannendes, tolles Land. Leider bleibt es oft unter seinen Möglichkeiten und verschließt vor der großen Armut die Augen.“

Für Sirma Molla war vor Beginn des Workshops klar: Die Deutschen sind alle unterkühlt. Nach den Tagen ihrer Recherche mit Christoph Kürbel hat sich ihr Bild geändert: „Die sind ja alle freundlich und hilfsbereit.“ Im Gegenzug zeigte sie Christoph, wie und wo sich junge Erwachsene wie sie in Albanien informieren. Für viele ist Instagram ein wichtiger Kanal. „Die Albaner kommunizieren noch viel mehr über soziale Medien als die Deutschen“, sagt Christoph. Und wenn er das sagt, will das was heißen.

Zu ihrem Einsatzort fuhren Tina Srowig (links) und Ina Kila zweieinhalb Stunden. Dabei liegen nur 62 Kilometer zwischen Pogradec und dem kleinen Dorf in den Bergen, in dem sie eine Sozialarbeiterin trafen. Auf dem Weg dorthin lernte Tina den wichtigsten Rat, wenn man im Winter sicher über die rumpeligen Bergstraßen kommen möchte: Bei Schneefall fährt man mit offener Tür. Falls das Auto den Abhang hinunterstürzt, kann man rechtzeitig herausspringen. Auch Ina war nachhaltig beeindruckt. "Mit Tina zusammenzuarbeiten, war eine sehr schöne Erfahrung. Wir haben uns beinahe blind verstanden. Wenn mir ein Wort nicht auf Englisch eingefallen ist, wusste sie schon, welches ich meinte." Klingt nach einer schönen Teamarbeit.